13.11.2024 |
16.03.16
"Jede und jeder hat den Auftrag nachzudenken" Kategorie:
Nachrichten, Na Kirche im 21. Jahrhundert, Na Messe, Na Priesterbild, Na Nachrichten Bischof Kräutler über Alternativen zum zölibatären PriestertumEs geht ihm nicht um den Zölibat an sich. Dennoch stellt Bischof Erwin Kräutler die Pflicht zur Ehelosigkeit für Priester infrage. Denn zu viele Katholiken im Amazonasgebiet seien zu oft von der Kommunion ausgeschlossen. Kräutler: Es geht eigentlich nicht um Zölibat ja oder nein. Es geht darum, dass wir in Amazonien Tausende von Gemeinden haben, oft weit entfernt voneinander und nur wenige Priester. Deshalb haben 70 Prozent der Gemeinden die Eucharistiefeier nur drei- bis viermal im Jahr. Den Rest der Zeit sind sie von dem, was Konzilsdokumente und Päpstliche Lehrschreiben "Zentrum unseres Glaubens" nennen, ausgeschlossen. Jesus hat aber am Abend vor seinem Leiden den Auftrag gegeben "Tut dies zu meinem Gedächtnis". Und Papst Johannes Paul II. erklärte in seiner Enzyklika "Dies Domini" ganz unmissverständlich: "Es ist tatsächlich von grundlegender Bedeutung, dass sich jeder Glaubende davon überzeugt, weder seinen Glauben leben noch am Leben der Gemeinschaft teilnehmen zu können, wenn er sich nicht vor allem durch die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier vom Wort Gottes und vom eucharistischen Brot nährt".
Kräutler: Diese päpstliche Belehrung befindet sich schlicht und einfach jenseits der Realität der von der Eucharistie praktisch ausgeschlossenen Gemeinden in Amazonien. Wenn solche Aussagen eines päpstlichen Lehrschreibens und in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils tatsächlich ernst gekommen werden, dann kann die Kirche die Eucharistiefeier nicht davon abhängig machen, ob gerade ein zölibatärer Priester zur Verfügung steht oder nicht. Es müssen Wege gefunden werden, um die sonntägliche Eucharistiefeier in allen Gemeinden zu ermöglichen. In erster Linie steht nicht der Zölibat zur Diskussion, sondern die von der sonntäglichen Eucharistiefeier ausgeschlossenen Gemeinden!
Kräutler: Er hat mir gesagt: Die Bischöfe sollen konkrete, mutige Vorschläge machen. Wir sollen dabei "corajudos" sein, also "verwegen, mutig". Der Papst wird sicher nicht im Alleingang von heute auf morgen die Zugangsbedingungen zum priesterlichen Amt ändern. Aber die Bischofskonferenzen haben den Auftrag, darüber zu befinden, um dann konkrete Vorschläge zu machen. Ich kann das einfach nicht mit ansehen, dass unsere Christinnen und Christen, die jeden Sonntag zum Wortgottesdienst kommen, nicht die Möglichkeit haben, an der Eucharistiefeier teilzunehmen.
Kräutler: Ich spreche erst einmal von Amazonien. Aber auch in Deutschland gibt es dieses Problem. Und genau deshalb wurden die Gemeindezusammenlegungen erfunden, die für mich nicht unbedingt eine
Kräutler: Man spricht seit Jahrzehnten von den "viri probati" als ob das die Patentlösung wäre, um den Priestermangel zu beheben. Ich mag die Worte schon gar nicht mehr hören. Dieser Vorschlag greift entschieden zu kurz und ist dazu noch diskriminierend. Was macht denn einen Mann zum "vir probatus" und wer oder welches Forum befindet darüber, ob einem dieses Attribut zugesprochen werden kann oder nicht? Was sind die Erkennungszeichen eines "vir probatus"?
Kräutler: Es gibt viele, die darüber nachdenken, manche sogar laut. Ich weiß, dass im Moment keine Änderung in Sicht ist. Papst Johannes Paul II. hat im Apostolischen Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" erklärt, "dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben". Dieses Wort hat sicher nachhaltige Wirkung, ist aber dennoch kein Glaubenssatz, kein Dogma. Natürlich kann der jetzige Papst nicht einfach sagen, das interessiert mich nicht. Aber einen Nachdenkprozess gerade im
Kräutler: Ja, jede und jeder hat den Auftrag nachzudenken. Die Bischofskonferenzen ganz besonders. Und Papst Franziskus will das ja sogar wenn er sagt: Sean corajudos! - Habt Mut! Die Brasilianische Bischofskonferenz hat eine Kommission ins Leben gerufen, die Vorschläge erarbeiten soll, die dann dem Papst unterbreitet werden.
Kräutler: Da weiß ich schon, worüber ich reden soll: Es geht um REPAM, das Netzwerk, die panamerikanische Dachorganisation zur Evangelisierung. Ich bin in Brasilien deren Koordinator. Ich weiß nicht, ob es die Möglichkeit geben wird, über andere Themen zu sprechen und etwa auch die deutschen Bischöfe einzuladen, über die eucharistielosen Gemeinden nachzudenken und konkrete Lösungen vorzuschlagen. |