02.12.2024 |
07.01.16
Ich träume von einem Bischof
Kategorie: Na Kirche im 21. Jahrhundert, Na Priesterbild, Na Röm.-kath. Kirche, Na Nachrichten, Nachrichten
von fr
Zuweilen träume ich von unserer Kirche, machmal sind es schöne Träume, die Mut und Hoffnung machen, manchmal sind es eher Alpträume. Jetzt zur Visitation des Ortsbischofs überkam mich ein Traum, den ich erzählen will. Träumen darf man ja, auch in der Kirche ...
Von Jesus las ich in der Bibel: »Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.«(Joh 10,14-15) Ich fragte mich: Gilt das auch für Oberhirten? (s. Anmerkung 1 unten) Kein Wunder, dass ich, mit den Worten Jesu im Rücken, zu träumen begann, zum Beispiel von einem Bischof, - der nicht abgeschottet in seinem für viel Geld renovierten bischöflichen Palast residiert, sondern inmitten seine Herde, den Menschen nahe, zum Beispiel in der Lindleinsmühle wohnt
- der sich nicht mit Hochwürden und anderen Ehrentiteln ansprechen lässt und nicht in Kostümierungen auftritt, die sehr weltlich Würde, Macht und Höhergestelltsein ausdrücken sollen, sondern der mit der Einkaufstasche in der Hand in den Supermarkt um die Ecke geht und unterwegs beim Einkauf mit seinen »Schafen« ins Gespräch kommt, sich nach deren Anliegen erkundigt, nach dem fragt, was sie auf dem Herzen haben, und ihnen im Stil Jesu Mut macht
- der nicht nach elf Pontifikatsjahren das erste Mal im Schnellverfahren zur Visitation (= zum Kontrollbesuch) in die Pfarreien kommt, weil ihm dies vorgeschrieben ist (Konzil von Trient) und er das bisher versäumt hat, sondern der sich häufig am Sonntag ohne Amtstracht mal einfach hinten in irgendeine Kirche seiner Diözese setzt, hört und sieht, was ganz normal abläuft, und sich danach Zeit für Gespräche mit den Gläubigen nimmt
- der nicht mit einer Dienstlimousine der Oberklasse und Chauffeur durch die Lande reist, sondern - wie Papst Franziskus zeichenhaft im Fiat - glaubwürdig vorlebt, was eine Kirche ist, die den einfachen Menschen nahe ist
- der nicht in Fastenhirtenbriefen für Misereor die Armut in der Welt beklagt und das Kirchenvolk zu Spenden auffordert, sondern selbst beispielhaft vorlebt, was eine arme Kirche ist, und in seiner Diözese dafür sorgt, dass die Gelder deutlich mehr den Armen und der Seelsorge zufließen als dass sie z.B. in Immobilien aller Art gesteckt werden
- der in diesem Sinne nicht verantwortlicher Herr der Stellenschlüssel und Personalkürzungen ist, sondern der die Pfarreien aufsucht und schaut, was und wen sie brauchen, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können
- der, wenn es Probleme, Auseinandersetzungen und Konflikte gibt, nicht irgendwen aus seiner Verwaltung schickt und sich vertreten lässt, sondern sich selbst darum kümmert
- der nicht »Fürstbischof« und Herr über die Gläubigen ist, sondern, ganz im Sinne Jesu, zum Diener aller wird.
- Ich träume von einem Bischof, der ...
- Ich erwachte und stellte fest: Manchmal gibt und gab es in unserer großen Kirche tatsächlich Bischöfe, die diesem Traum nahe kommen, wie zum Beispiel die Bischöfe Gaillot in Frankreich, Kamphaus in Limburg, Kräutler in Brasilien und etliche Bischöfe, die sich im Katakombenpakt vor 50 Jahren beim Konzil verpflichtet haben, selbst arm zu leben und das Leben der einfachen Menschen zu teilen - so wie Jesus das tat ...
Anm.1) Oberhirte: »Oberhirte steht in der Regel für einen in der kirchlichen Hierarchie über den anderen stehenden Amtsträger. So bezeichnet man den Bischof als den Oberhirten seines Bistums und den Papst als den Oberhirten der katholischen Kirche. Mit dem »obersten Hirten« (1 Petr 5,4) ist Jesus Christus gemeint. Der Oberhirte soll wie der gute Hirte die ihm anvertraute Gemeinde behüten und im Notfall unter Einsatz des eigenen Lebens schützen." (Wikipedia)
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