11.09.07
Die röm.-kath. Kirche - die »einzige Kirche Jesu Christi« ?
Kategorie:
Na Röm.-kath. Kirche
von LoMu
Gedanken zur jüngsten Ökumenediskussion
Zu "Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche" der römischen Glaubenskongregation vom 29.Juni 2007 - publiziert am 10.Juli 2007 - tun sich Befürchtungen auf, dass Ökumene künftig (noch) schwieriger werden könnte. Daher einige fragende Anmerkungen:
Bannbulle gegen Luther
Die inhaltlichen Grundlagen für die Bulle (1520) kamen seinerzeit nicht aus einem "luftleeren" römischen Raum, sondern aus der rheinischen Kirchenprovinz, verfasst von Kölner Theologieprofessoren zusammen mit solchen aus Löwen. Waren die theologiepolitischen Grundlagen für jene Bulle nicht letztlich machtverlustorientiert bzw. machterhaltungsmotiviert?
Amtsverständnis
Zeigen sich im Pochen auf die Amtsfrage nicht basisferne und überwiegend "aufdiktierende" Tendenzen der Glaubenskongregation, selbst wenn sie sich auf die traditionelle Lehre beruft?
Was in der Ökumene gewachsen ist bzw. bereits durch positive reformatorische Impulse deutlicher ins Bewusstsein gebracht worden war (u.a. Theologie der Rechtfertigung), läuft Gefahr ignoriert zu werden.
Einzige Kirche
Ist diese Formulierung nicht "abgehoben", um nicht zu sagen arrogant? Jedenfalls ist sie exkludierend, und es wird keinerlei redliche Integrationsbereitschaft daraus erkennbar.
Apostolische Sukzession
Das Sistieren auf eine bestimmte Form der Handauflegung als Weitergabe des Amtes Jesu Christi ist historistisch ("historisch": bestimmte Formen gab es, weitere dürfen sich entfalten bzw. haben sich entfaltet). Äußert ein sich gewissermaßen als "einzig wahr" darstellender römischen Weiheritus - bei all seiner Ausdruckskraft - nicht auch etwas von magischer Fixierung an Form und Gestalt?
Jesus Christus in seiner Kirche
Jesus Christus ist inmitten seiner Gemeinde. Es geht nicht um ein "Amt von oben" oder ein "Amt von unten". Ist die Christuswirklichkeit, die in der Tradition der alten Kirchen mit Handauflegung "von oben" (Bischof mit Priestern) ausgedrückt wird, nicht ein und dieselbe, auch wenn sie in den Kirchen der Reformation (lutherischer Prägung!) als Handauflegung "von unten" (Ordinierte mit Gemeinde) ausgedrückt wird?
Einheit im Glauben
Im Kern geht es um das redliche Bemühen um Einheit, und das angesichts der Herausforderungen in einer Welt von heute! Ob dazu die derzeitige römische Erklärung hilfreich sein kann?
Nicht die äußere Form des Glaubens, sondern die gemeinsame Tiefe im Glauben bezeugt die Einheit in Christus! Vgl. dazu Paulus: "Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig" (2. Kor 3,6)!
Und nicht zu vergessen: Die "Katholische Kirche", an welche zu glauben wir im Credo bezeugen, übersteigt bekanntlich die Definition "römisch katholische Kirche"! Dazu gehören die Kirchen des Ostens und mit Sicherheit erhebliche Teile der sog. "kirchlichen Gemeinschaften" aus der Reformation des 16. Jahrhunderts.
Keine Resignation
Papier ist geduldig. Lassen wir uns nicht entmutigen! Als hilfreich für weitere Schritte auf dem Weg der Ökumene bietet sich angesichts der momentanen Lage die Devise der "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa" (GEKE) an: Das Papier aus Rom zur Kenntnis zu nehmen mit "Befremden, aber ohne Beunruhigung"!
Daraus wird ökumenisches Handeln im Geist Jesu Christi möglich bleiben. Und was wirklich Wahrheit ist, wird die Geschichte erweisen.