05.03.13
»Kardinal Kasper gehört die rote Karte«
Kategorie:
Nachrichten, Na Kirche im 21. Jahrhundert, Na Röm.-kath. Kirche
von Magnus Lux
Die rote Karte gehört Kardinal Kasper für den Vortrag »Das Zusammenwirken von Frauen und Männern im Dienst und Leben der Kirche«, den er vor der Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Trier (18.-21.2.2013) gehalten hat und für den ihm von der Bischofskonferenz sehr gedankt worden ist.
Zementierung des Status quo
Kardinal Kasper muss sich vorhalten lassen, dass seine Argumentation weder der biblischen noch der historischen Sichtweise gerecht wird, sondern nur den Status quo zementiert: Alle Macht den klerikalen Männern! Seine Rede als Kurienkardinal ist aber nicht nur programmatisch für die Kirche in Deutschland, sondern auch für die Zukunft der gesamten Kirche. So darf er sich nicht wundern, wenn er nicht mehr ernstgenommen wird. Wer sich so eklatant vom Volk Gottes entfernt und die eigenen Ursprünge verleugnet, betreibt Kirchenspaltung.
Ansammlung von Selbstverständlichkeiten
In der Einleitung seines Referats nennt Kardinal Kasper die »Zeichen der Zeit« »Zeitansagen, die im Lichte des Evangeliums als Gottes Aufruf verstanden werden, die Botschaft des Evangeliums geistesgegenwärtig in die Zeit hineinzusprechen.« Davon ist in seiner Rede nichts zu spüren. Er spricht von den »eindrucksvollen Frauengestalten« im Alten Testament, »welche in entscheidenden Situationen das Geschick ihres Volkes in die Hand nahmen«. Er erwähnt das Pauluswort: »Es gibt nicht mehr ... Mann und Frau; denn ihr alle seid ,einer` in Christus Jesus«. Er weist auf das »königliche Priestertum« hin, an dem Männer und Frauen durch die Taufe teilhaben, weswegen ihnen »die gleiche Würde des Christseins« zukommt. Er vergisst auch nicht, die wichtige Rolle der Frauen in der frühen Kirchen mit vielen Beispielen zu untermauern. Er stellt die Bedeutung »vieler großer Frauengestalten« in der Kirchengeschichte heraus. Doch diese Hinweise auf die vielfältigen Möglichkeiten für Frauen, in der Kirche zu wirken, sagen für die Menschen von heute nichts Neues, nur die Kirchenleitung hat das noch nicht begriffen und zieht keine Schlüsse daraus.
Biblischen Befund nicht ernstgenommen
Kardinal Kasper nimmt den biblischen Befund nicht ernst. Er bemüht das Bild vom Bräutigam Christus und seiner Braut, der Kirche, wie Papst Johannes Paul II. in seinem Schreiben »Pastores da vobis« (1992). Der Priester stellt die Liebe Christi, des Bräutigams, zu seiner Braut, der Kirche, dar; insofern steht er »nicht nur in der Kirche, sondern der Kirche gegenüber«. Danach ist der priesterliche Zölibat »Selbsthingabe in und mit Christus an seine Kirche und Ausdruck des priesterlichen Dienstes an der Kirche in und mit dem Herrn«. Kasper nennt das »die Frage der Heilsvermittlung« und spricht daher von realsymbolischer repaesentatio Christi, die nur Sache des Mannes sei. Doch Gott ist Mensch geworden, nicht Mann. Wenn Gott den Menschen als sein Ebenbild, als Mann und Frau erschaffen hat, kann die Frau den menschgewordenen Gott genauso repräsentieren wie der Mann. Kardinal Kasper nimmt die jahrzehntelange biblische Forschung nicht zur Kenntnis.
Historischen Befund verwässert
Kardinal Kasper lehnt auch den Diakonat für die Frau ab. In der frühen Kirche habe es zwar Diakoninnen gegeben, die aber ganz andere Aufgaben gehabt hätten als der Diakon. Damit nimmt er auch den historischen Befund nicht ernst. Ordo war eine Beauftragung von Männern und Frauen für vielfältige Dienste in der Kirche; ein klerikaler Stand war bis ins 13. Jahrhundert damit nicht verbunden. So haben bis ins 19. Jahrhundert Äbtissinnen Funktionen ausgeübt, die Priestern und Bischöfen vorbehalten waren. Kardinal Kasper unterschlägt die historischen Forschungsergebnisse oder biegt sie zurecht. Wenn eine Änderung des Ordo-Gedankens im 13. Jahrhundert möglich war, dann ist das auch heute möglich.
Zwei-Klassen-Gesellschaft festgeschrieben
Der Vorschlag eines neuen Amtes für Frauen ohne Weihe, einer »Gemeinde-Diakonin«, ist bloße Augenwischerei und wird von Frauen, die sich zum diakonalen oder priesterlichen Amt berufen fühlen, nicht akzeptiert werden. Kardinal Kasper hält an der männerbündischen Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Kirche fest. Eine Hierarchie, eine heilige Herrschaft gibt es aber im Neuen Testament nicht. Dort heißt es: »Einer ist euer Meister, ihr alle seid Brüder und Schwestern.«
Aufruf an die Frauen
In einem Punkt muss man Kardinal Kasper freilich Recht geben: »Die Antwort auf die ,Zeichen der Zeit` wird darum letztlich weder Rom noch die Bischofskonferenz geben; die Antwort werden prophetische, charismatische heilige Frauen sein, die Gott uns hoffentlich schenken wird. Charismen sind nicht planbar und nicht organisierbar; meist kommen sie überraschend und oft anders als wir es uns ausgedacht haben.«